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Inklusion im Beruf und Arbeitsleben/ Neue repräsentative UmfrageInklusive Arbeitsplätze genießen guten Ruf - dennoch ist der große Durchbruch noch längst nicht gelungen

05.05.2020:

Für Menschen mit schwerwiegenden oder chronischen Erkrankungen und Einschränkungen muss viel mehr getan werden - dieser Meinung sind 88 Prozent der Deutschen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.000 Deutschen*.

Menschen mit Behinderungen - insbesondere junge Arbeitnehmer mit Handicaps unterschiedlicher Art - profitieren hierzulande nicht in gleichem Maße von der derzeitigen recht guten Lage am Arbeitsmarkt wie Menschen ohne Einschränkungen. Mit 11,2 Prozent lag die Arbeitslosenquote dieser Gruppe 2018 deutlich höher als im Durchschnitt der Bevölkerung (6,5 Prozent). Hinzu kommt wohl eine hohe Dunkelziffer, weil Arbeitnehmer mit Handicaps sich nicht bei der Bundesagentur für Arbeit registrieren lassen, da sie ihre Chance für eine Einstellung als gering erachten.

Mehrheit sieht Nachholbedarf bei der beruflichen Inklusion

Dazu passt, dass nach der jüngsten Coloplast- Studie 42 Prozent der Berufstätigen glauben, dass eine chronische Beeinträchtigung es für die Betroffenen stark erschwert, überhaupt einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Darüber hinaus meinen 48 Prozent, dass eine weitere Ausübung der bisherigen beruflichen Tätigkeit nur eingeschränkt möglich ist. Immerhin sieht aber auch eine Mehrheit der Bundesbürger bei der beruflichen Inklusion einen großen Nachholbedarf:

> 53 Prozent sind überzeugt davon, dass insbesondere für (junge) Menschen mit dauerhaften körperlichen Einschränkungen „sehr viel" mehr getan werden müsse.
> 48 Prozent sehen dies für Menschen mit geistigen Behinderungen als besonders vordringlich an und
> 41 Prozent sehen sehr großen Nachholbedarf bei Arbeitnehmern mit psychischen Störungen.

Doch auch viele selbst Betroffene geben an, dass ihre eigene Arbeitsleistung durch ihre persönliche chronische Erkrankung stark eingeschränkt wird. 58 Prozent sind dieser Ansicht. Dabei sind aber die chronisch Kranken durchaus auch selbstbewusster geworden. Nur 39 Prozent aller Befragten glauben an ein geringeres Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. 2015 waren es noch 49 Prozent. Vier von zehn Befragten sehen zwar durch ihre chronische Erkrankung die Beziehung zu den Arbeitskollegen als belastet an. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass 60 % aller Arbeitnehmer mit einer krankheitsbedingten Einschränkung das Verhältnis zu Arbeitskollegen eher als normal oder gut ansehen.

Stärkere Hemmungen gegenüber Führungskräften

Gegenüber Führungskräften zeigen Arbeitnehmer mit Einschränkungen jedoch stärkere Hemmungen. 41 Prozent der chronisch Kranken haben diesbezüglich eine eingeschränkte Beziehung zu ihren Chefs. Unter allen befragten Berufstätigen nehmen hingegen nur 34 Prozent an, dass eine chronische Erkrankung das Verhältnis zu den Vorgesetzten belastet. Dabei kann sich ein inklusiver Arbeitsplatz gerade auch für die Arbeitgeber in mehrfacher Weise auszahlen. Und das zeigt sich laut Studie so:

> 70 Prozent der Deutschen sind stark oder sehr stark davon überzeugt, dass mit inklusiven Arbeitsplätzen soziale Kompetenzen in einem Unternehmen gestärkt werden können.
> 52 meinen, dass mit Mitarbeitern, die in ihrem Leben mit Einschränkungen zu kämpfen haben, neue Denkansätze einfließen und immerhin noch
> 47 Prozent sehen darin einen Wettbewerbsvorteil für Arbeitgeber, weil sie Verantwortungsbewusstsein zeigen.

Dennoch liegt laut den aktuellsten Zahlen der Bundesagentur die Erwerbsquote für (junge) Menschen mit Einschränkungen lediglich bei 45,1 Prozent. Damit liegt Deutschland leicht unter dem europäischen Durchschnitt, der laut einer Untersuchung des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften 47 Prozent beträgt. Spitzenreiter innerhalb der EU ist Schweden. Dort haben 66 Prozent der Menschen mit Handicap einen Job.

Wunsch nach mehr Inklusion

Die zentrale Botschaft der Studie ist daher nicht verwunderlich: 84 Prozent der betroffenen Arbeitnehmer mit Handicaps wünschen sich – und das zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention – mehr Inklusion. Ein doch eher ernüchterndes Fazit, das erhöhten Handlungsbedarf unterstreicht.

 

*Für die Befragung „Inklusion in Beruf und Alltag" wurden 1.000 Deutsche ab 18 Jahren im Mai und Juni 2019 befragt. Das FORSA-Institut führte die repräsentative Befragung im Auftrag der Coloplast GmbH, in Kooperation mit der IMWF Institut für Management und Wirtschaftsforschung, sowie mit Unterstützung von Selbsthilfe Stoma-Welt e. V. und Inkontinenz Selbsthilfe e. V. durch. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet. Bereits 2015 hatte Coloplast erstmals eine Bevölkerungsbefragung zum Thema Inklusion durchgeführt und legt damit jetzt aktualisierte Ergebnisse vor.