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Halt in besonderen ZeitenSelbsthilfe und Corona - virtuell und digital

knw kindernetzwerk selbsthilfe corona

02.01.2021: Der Soziologe Harald Welzer spricht von „Erstmaligkeitserfahrungen", die wir alle zusammen in diesem Jahr im Zusammenhang mit der Corona- Pandemie gemacht haben. Keiner hatte ein Rezept in der Tasche und kreative Lösungen waren und bleiben gefragt. Was gestern unmöglich und undenkbar schien, wurde plötzlich zu einer neuen Erfahrung und Realität. Voraussetzung bleibt die eigene Veränderungsbereitschaft.

So organisierten Selbsthilfekontaktstellen, aber auch Selbsthilfeorganisationen für ihre Aktiven digitale Informations- und Austauschangebote. Das Kindernetzwerk führte 2020 erstmalig seine Jahrestagung voll digital durch.. Denn gerade der Kontakt hilft vielen Betroffenen, den Rückhalt aus den Gruppentreffen aufrechtzuerhalten, soziale Beziehungen zu pflegen und einer Vereinsamung vorzubeugen. Die besonderen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen seien, so Ulla Schmidt, Bundesvorsitzende der Lebenshilfe, „im Lockdown zur Bekämpfung der Corona- Krise zunächst nicht berücksichtigt worden". Das dürfe, so Schmidt, „nicht wieder passieren".

Zoom-Konferenzen gehören zum Alltag
So sind inzwischen Zoom-Videokonferenzen vielen Menschen selbstverständlich geworden. ‚Pro Retina e. V.' hat seine letzte Mitgliederversammlung zum Beispiel als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt: einige Teilnehmende waren vor Ort – den Corona-Regeln entsprechend –, während andere digital zugeschaltet wurden. Das war anfangs für viele Selbsthilfe-Aktive Neuland. Denn nur eine Minderheit verfügte über genügend Ressourcen und Wissen, diese digitalen Möglichkeiten zu praktizieren. Aber Selbsthilfe ließ sich darauf ein. Und es werden auch die Vorteile entdeckt: so manche Vorstandssitzung wird als Videokonferenz durchgeführt, was Reisezeiten und damit auch Kosten spart und dem Klimaschutz nutzt.

Der ‚Bundesverband Angehöriger psychisch erkrankter Menschen e. V.' wiederum plante einen wichtigen Workshop zur Zukunft des Verbandes als Präsenzveranstaltung unter Wahrung aller Corona- Regeln. Er sei zu wichtig, so Vorsitzender Rüdiger Hannig, um ihn einfach ausfallen zu lassen. Also buchte man einen sehr großen Saal, wo die Teilnehmenden im Abstand von 1,5 Metern zueinander sitzen konnten. Das Tagungshotel bot zudem einen ausgeklügelten Hygieneplan, so dass die Ansteckungsgefahr sehr gering war. Teilnehmende äußerten ihre Freude, einander endlich mal wieder persönlich austauschen zu können.

Große Bandbreite der Reaktionen
Die Kölner Selbsthilfekontaktstelle entwickelte zum Beispiel ein „Virtuelles Haus der Selbsthilfe". Die Kontaktstelle Mittelfranken ließ innerhalb von zwei Wochen eine eigene digitale Anwendungsplattform („Kiss.On") entwickeln. Der Datenschutz, so versichert die KISS Mittelfranken, sei gewährleistet. In Baden-Württemberg haben Selbsthilfe-Aktive das digitale Unterstützungsangebot https://rettungsring. de aufgebaut. Es ermöglicht psychisch erkrankten Menschen den Austausch über Videokonferenzen. Genau sind es fünf Rettungsringe: Gesprächs- Ringe, Themen-Ringe, Freizeit-Ringe, Kids-Ringe und Helfer-Ringe. Und wen wundert es: Erste Selbsthilfegruppen von Covid-19-Erkrankten haben sich auch schon gefunden. Fazit: Selbsthilfe findet ihren Weg mit Corona.

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