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Drosten sieht AnzeichenCorona-Herbstwelle deutet sich an

Der Virologe Christian Drosten sieht erste Anzeichen für den Beginn einer Corona-Herbstwelle. Vor allem in den ostdeutschen Bundesländern ziehe die Infektionsdynamik bereits an, sagte er im neuen NDR-Podcast „Coronavirus-Update". „Ich denke, da deutet sich jetzt die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wieder sehen werden." Alarmiert äußerte sich der Experte der Berliner Charité über das schleppende Impftempo. „Die Zahlen sehen übel aus."

Den jüngsten Rückgang der Fallzahlen wertete Drosten als vorübergehendes Phänomen. Die Rückreisewelle und Schultests hätten die Zahlen nach Ferienende zunächst hochschnellen lassen, danach seien diese gesunken. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg heute leicht auf 61 Fälle pro 100.000 Einwohner. Die Zahl der Neuinfektionen lag mit 11.780 um knapp 13 Prozent über der Vorwoche. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete zudem 358 Corona-Tote in sieben Tagen.

Aktuell sind 67,9 Prozent der Bürger mindestens einmal und 64,3 Prozent vollständig geimpft. Deutschland sei damit nicht in der Position von Dänemark, das bereits alle Maßnahmen aufgehoben hat, warnte Drosten. So habe Dänemark eine Impfquote von 75 Prozent Vollgeimpften. Das wären „bei uns mehr als neun Millionen Menschen, die man noch impfen müsste. Das würde im Moment 90 Tage dauern, nur um es zu verimpfen", sagte der Virologe. Deutschland werde sich vorerst kaum Lockerungen erlauben können. Es gelte nun, Ungeimpfte zu überzeugen.

Der wachsende Druck auf Ungeimpfte sorgt allerdings für Konflikte. Um die Impfquote zu erhöhen, locken viele Bundesländer Gastwirte mit Vorteilen, wenn sie nur noch Geimpfte und Genesene in ihre Lokale lassen. Aus Sorge vor Ärger nutzten bisher nur wenige Wirte dieses 2G-Modell, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Die Anfeindungen, die Gastwirte erleben, sind teilweise schon heftig." Auch könnten viele Wirte nicht auf 30 Prozent ihrer Gäste verzichten.

Besorgt zeigte sich Drosten über die weiter begrenzten Therapieoptionen für Corona-Erkrankte. Zwar hätten sich die Behandlungsmöglichkeiten für schwerkranke Covid-19-Patienten verbessert. Aber für frisch Infizierte gebe es bisher nur monoklonale Antikörper, um einen schweren Verlauf von vornherein zu verhindern. Diese Therapien seien teuer und stünden nicht breit zur Verfügung. Sie sollte daher den wenigen Patienten vorbehalten bleiben, die nicht auf die Impfung reagierten oder nicht geimpft werden könnten, so der Virologe.

Quelle:
Gesundheit und Gesellschaft (G+G)
Herausgeber: AOK-Bundesverband GbR