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Covid-19-Studie in Kooperation mit dem Universitätsklinikum FreiburgErste Ergebnisse auf einen Blick

07.12.2020:

Die ersten Ergebnisse aus unserer großangelegten Covid-19-Befragung liegen vor; die nächste Befragungsrunde folgt im Februar/ März 2021. Denn nach wie vor stellt sich die Frage, wie sich die aktuelle Pandemie auf den Alltag von Kindern und Jugendlichen mit und ohne chronische Krankheiten und Behinderungen auswirkt, weshalb wir diese Studie in Kooperation mit dem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg aufgesetzt haben. Mit dieser dreiteiligen Studie möchten wir valide Daten zur Belastungssituation erhalten, um uns besser für die Interessen betroffener Familien einsetzen zu können.

Erste Ergebnisse der Covid-19 Kindernetzwerk-Studie auf einen Blick

Wissenschaftliche Verantwortung: Thorsten Langer (Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen), Michael Barth (Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin), Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg

Wer hat teilgenommen?

In der Studie wurden Eltern befragt. Es haben 1619 Personen mit einem Kind unter 18 Jahre teilgenommen. Davon haben 41% ein Kind mit einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderung (englisch: special health care need, SHCN) und 59% ein oder mehrere gesunde Kinder. Die Kinder, auf die sich die Teilnehmer in ihren Antworten bezogen, sind durchschnittlich zwischen 7,5 und 9 Jahre alt. Die Kinder mit SCHN haben unterschiedliche Beeinträchtigungen: körperlich (38%), psychisch (49%), sprachlich (47%) oder sie haben einen erhöhten Pflegeaufwand (49%).

90% der Teilnehmer waren Mütter, die durchschnittlich 2 Kinder haben. Die Teilnehmer mit SHCN-Kindern sind seltener erwerbstätig (87%) als die teilnehmenden Eltern gesunder Kinder (96%). Das durchschnittliche Haushaltseinkommen ist bei den Familien mit SHCN-Kindern niedriger (12,4% unter € 2.000 bei Familien mit SHCN-Kindern und 5,4% bei Familien mit gesunden Kindern).
Wie wirken sich die Pandemie und die Pandemie-Maßnahmen auf die Versorgung von SHCN-Kindern aus?

Bei SHCN-Kindern sind besonders in der Zeit der ersten Pandemie-Welle (März-Juni 2020) viele unterstützenden Maßnahmen, Hilfen und Therapien weggefallen. Beispiele sind Integrationshilfen, Pflegekräfte, die den Kita- oder Schulbesuch unterstützen, Frühförderung, Ergo- und Physiotherapie sowie regelmäßige Arzttermine. Diese Hilfen waren in 55-90% entweder weniger oder gar nicht mehr verfügbar.

Gibt es Unterschiede, wie sich die Pandemie und die Pandemie-Maßnahmen auf Familien mit SHCN und gesunden Kindern auswirkt?

Ja. Dabei fällt auf, dass die Unterschiede teilweise deutlich und auf verschiedenen Ebenen anzutreffen sind.
> Die schulisch-pädagogische Betreuung empfinden 60% der Eltern mit SHCN-Kindern als unzureichend gegenüber 48% der Familien mit gesunden Kindern.
> Mehr Eltern mit SHCN-Kindern befürchten, dass Schulschließungen der Entwicklung ihrer Kinder schadet (55% gegenüber 48%). Gleichzeitig glauben auch mehr Eltern mit SHCNKindern, dass ihr Kind von einer Schulschließung profitiert (24% gegenüber 18%).
> Die soziale Unterstützung erleben 41% der Eltern mit SHCN-Kindern als unzureichend; bei Eltern gesunder Kinder ist das in 28% der Fall.
> Eltern mit SHCN-Kindern sind durch COVID-19 häufiger psychisch belastet (53% vs. 46%) und zeigen ein deutlich höheres Risiko für eine depressive Erschöpfung (38% gegenüber 26%).
> Von finanziellen Schwierigkeiten seit Ausbruch der Pandemie berichten 21% der Familien mit SHCN-Kindern. Familien mit gesunden Kindern geben das in 11% der Fälle an.

Wie geht es weiter?

Weitere Auswertungen sind noch in Arbeit und werden zeitnah veröffentlicht. Außerdem bereiten wir die Folgebefragung vor, die für den Zeitraum Februar/ März geplant ist.