Bundeselternverband gehörloser Kinder e.V.
In Deutschland werden jedes Jahr etwa 3.500 Kinder mit einer Hörbehinderung geboren oder ertauben. Von diesen Kindern haben etwa 90-95% hörende Eltern. Die meisten von ihnen haben bis zur Diagnose keinerlei Vorkenntnisse zu Gehörlosigkeit / Schwerhörigkeit, Gebärdensprache und Gehörlosenkultur, da sie in der Familie und im Bekanntenkreis meist niemanden kennen, der/die selbst eine Hörbehinderung hat.
Die medizinische Beratung der Eltern in Deutschland ist recht gut, aber Eltern haben darüber hinaus einen hohen Beratungsbedarf und viele Fragen: Wie gehe ich damit um, dass ich ein behindertes Kind habe? Wie kommuniziere ich mit meinem Kind? Wie stelle ich eine Bindung zu meinem Kind her? Wie kann ich mein Kind in seiner Entwicklung unterstützen und fördern?
Bei der Beantwortung dieser Fragen ist uns ein ganzheitlicher Ansatz wichtig: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Die Diagnose „hörbehindert“ darf unseres Erachtens nicht nur aus medizinischer Sicht betrachtet werden. Wir möchten allen betroffenen Eltern die Möglichkeit bieten, die unterschiedlichsten Lebenswege kennenzulernen – auf diese Weise können sie für ihre Kinder und sich selbst eine informierte Entscheidung treffen und ihren Weg finden.
Wir ermöglichen den Kontakt zu anderen betroffenen Eltern. Und was uns besonders wichtig ist: Auch den Kontakt zu Erwachsenen mit einer Hörbehinderung. Der Bundeselternverband gehörloser Kinder e.V. ist ein gemeinnütziger und ehrenamtlich geführter Verein, der sich seit dem Gründungsjahr 1963 in vielfacher Hinsicht für hörbehinderte Kinder und ihre Eltern und Angehörige einsetzt. Dabei verstehen wir uns als Dachverband für alle Eltern von Kindern mit Hörbehinderung. Wir bieten Eltern Beratung und Vernetzung an, unabhängig davon, ob und mit welchen technischen Hilfen das Kind versorgt ist.
Unser diverses Team besteht aus hörenden und tauben Vorstandsmitgliedern, Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen. Somit fließen immer mehrere Perspektiven in unsere Arbeit ein. Wir haben die Expertise aus „beiden Welten“. Da fast alle Teammitglieder selbst auch betroffenes Elternteil sind, können wir aus eigener Erfahrung sprechen.
Information
Unser Wunsch ist es, die bestmögliche Lebensqualität und Förderung unserer Kinder zu erreichen. Der wichtigste Schritt in diese Richtung ist der schnellstmögliche Aufbau einer gelungenen und altersgerechten Kommunikation.
Unsere Erfahrung und viele wissenschaftliche Studien zeigen: Eine bilingual - bimodale Förderung in Deutsch (Schrift- und Lautsprache) und Deutscher Gebärdensprache (DGS) sichert die Kommunikationsfähigkeit von Kindern mit Hörbehinderung und beugt einer Sprachdeprivation (=Sprachentzug) vor. Sie trägt zu einer erfolgreichen sprachlichen Entwicklung bei und damit zu altersgerechten sozialen und kognitiven Fähigkeiten. Eine zusätzliche technische Versorgung mit Hörgeräten oder Cochlear Implantaten (CI) kann den Zugang zur Lautsprache erleichtern.
Beratung und Vernetzung
Eine unserer Kernaufgaben als Verein ist die unabhängige Beratung betroffener Familien und das Aufzeigen verschiedener Möglichkeiten und Netzwerke, die mit der neuen Lebenssituation einhergehen. Eine Beratung ist stets kostenfrei und ist nicht an eine Mitgliedschaft gebunden. Jede Familie ist anders und die Entscheidungen müssen immer von den Familien individuell getroffen werden.
Wir beraten und vernetzen auch Fachkräfte und engagieren uns politisch und gesellschaftlich für Teilhabe, Barrierefreiheit und Inklusion von hörbehinderten Kindern. Dafür präsentieren wir uns bei Veranstaltungen oder halten z.B. Online-Vorträge. Wir arbeiten daran, den hohen Informationsbedarf von Eltern und Fachkräften zu decken.
Duderstadt – unsere Familientagung
Die Vernetzung der Familien gelingt am besten auf einer unserer Veranstaltungen, zum Beispiel auf der großen jährlichen Familientagung in Duderstadt. Hier kommen ca. 60 Familien aus ganz Deutschland zusammen. Neben Vorträgen und Workshops zu Themen wie Sprachdeprivation,
Hausgebärdensprachkurse, Dolmetscher in der Schule, Gehörlosenkultur oder gewaltfreie Kommunikation, gibt es auch ein tolles Programm für die Kinder. Sie werden von tauben und hörenden Betreuenden zu Kreativität, sportlicher Aktivität, Spiel und Spaß begleitet. In kindgerechte Workshops erhalten sie viel neues Wissen und können sich in ihrer Peer-Group austauschen. Die gesamte Veranstaltung ist bilingual, in Dt. Laut- und Gebärdensprache, sodass sich alle Familien unabhängig von der Kommunikationsform wohl fühlen und in den Austausch kommen können. Das ist bisher deutschlandweit einzigartig.
Willkommensbox DEAFinitely LOVE
Unser neuestes Projekt ist die Willkommensbox DEAFinitely LOVE für alle Eltern hörbehinderter Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren. Mit dieser Box heißen wir die Familien in der Community herzlich willkommen und halten eine Vielzahl an Informationen und
Möglichkeiten bereit:
• Eltern-Netzwerke
• Beratungsangebote und Anlaufstellen für Eltern
• Spielideen und Kinderbücher
• Informationen zum Erlernen der
Gebärdensprache
• Kleine ermutigende Geschenke für die Kinder
Der Bundeselternverband gehörloser Kinder e.V. sendet die Willkommensbox kostenlos an alle betroffenen Eltern. Fachkräfte können die Box zum Selbstkostenpreis bestellen. Im Projekt ist auch viel Aufklärungs- und Vernetzungsarbeit enthalten, um möglichst viele Eltern und Fachkräfte zu erreichen. Ab Anfang Juli können die Boxen und entsprechende Flyer über die Homepage bestellt werden. Außerdem arbeiten wir an einer digitalen Netzwerkkarte, auf der Eltern Ansprechpartner und Institutionen je nach Region und Kategorie finden können.